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Klinische Schwerpunkte

Das Lungenkarzinom ist eine der häufigsten bösartigen Erkrankungen des Menschen. In den Frühstadien ist die chirurgische Entfernung des Tumors die Therapie der Wahl. Hier können durch anatomische Resektionen (Segmentektomie, Lobektomie, usw.) mit kompletter mediastinaler Lymphknotendissektion ausgezeichnete Langzeiterfolge erzielt werden. In vielen Fällen ist nach erfolgreicher chirurgischer Entfernung eine anschließende adjuvante systemische Therapie indiziert. Bei weiter fortgeschrittenen Tumorstadien spielt die Thoraxchirurgie ebenfalls im Rahmen von multimodalen Therapieansätzen eine wichtige Rolle.  Die Operation wird an unserer Abteilung in den meisten Fällen durch minimal-invasive Techniken durchgeführt. Letztendlich werden alle onkologischen Behandlungen in enger Zusammenarbeit mit assoziierten Abteilungen des Universitätsklinikums AKH in wöchentlichen interdisziplinären Sitzungen ("Tumorboards") besprochen, um jedem:r Patient:in den bestmöglichen Therapieansatz anbieten zu können. 

Die chirurgische Therapie von laryngotrachealen Erkrankungen ist einer der Schwerpunkte der Abteilung für Thoraxchirurgie. Die oftmals komplexen Eingriffe werden in enger Zusammenarbeit mit der klinischen Abteilung für Phoniatrie-Logopädie (Leitung: Univ.-Prof.in Dr.in Doris-Maria Denk-Linnert) durchgeführt.

Kurzstreckige, benigne Stenosen oder Tumore sind die wichtigsten Indikationen bei Eingriffen an der Trachea. Benigne (Crico-)Trachealstenosen entstehen zumeist nach Langzeitintubation bzw -tracheotomie. Bei der sogenannten idiopathischen subglottischen Stenose, die vor allem Frauen mittleren Alters betrifft, ist die Ursache hingegen unbekannt. Durch die Verengung kommt es zu einer starken Beeinträchtigung der Atmung sowie der Stimme. Die Ergebnisse einer chirurgischen Sanierung sind ausgezeichnet und das operative Risiko ist vergleichsweise gering. Seltener sind komplizierte Resektions- und Rekonstruktionstechniken unter anderem mit Einsetzen eines Rippenknorpels notwendig, um eine ausreichende Erweiterung zu erzielen.

Weniger häufig beruht die Indikation für eine Trachealresektion auf einer malignen Entartung. Hier ist eine vollständige Entfernung des Tumors bei größtmöglichem funktionellem Erhalt der Stimme und des Schluckaktes anzustreben.

Üblicherweise können diese Eingriffe über eine kleine Inzision im Halsbereich durchgeführt werden. Seltener muss das Brustbein (partielle oder komplette Sternotomie) eröffnet oder über einen seitlichen Schnitt am Brustkorb (Thorakotomie) zugegangen werden. Spezielle Beatmungsformen (Hochfrequenz Jet-Beatmung) sowie sämtliche Arten der ECMO-Unterstützung stehen an der Abteilung für diese Eingriffe bei Bedarf zur Verfügung.

Das operative Leistungsspektrum des laryngotrachealen Programms umfasst:

  • Laryngotracheale Rekonstruktion mit Knorpelinterponat
  • Cricotrachealresektion
  • Trachealresektion (cervikal und intra-thorakal)
  • Akutversorgung von Trachealverletzungen
  • Carinaresektion
  • Operative Stabilisierung bei Tracheobronchomalazie
  • Versorgung von tracheo-ösophagealen Fisteln

Zusätzlich umfasst das pädiatrische Leistungsspektrum:

  • Behandlung von langstreckigen Stenosen mittels sog. Slidetracheoplasty
  • Korrektur von Fehlbildungen der Atemwege
  • Erweiterung des Kehlkopfes mit Knorpelinterponaten

Die Tumore des Mediastinums bilden eine heterogene Gruppe, die anhand des ausgehenden Gewebes in Thymome, Lymphome, Schilddrüsenneoplasien und neurogene Tumore eingeteilt werden.

Neben der invasiven Diagnostik mittels Mediastinoskopie, bronchoskopischer Feinnadelbiospie oder videothorakoskopischer Abklärung ist die operative Entfernung von Mediastinaltumoren eine Domäne der Thoraxchirurgie. Selbst ursprünglich gutartige Tumore können sonst durch verdrängendes Wachstum zu lebensgefährlichen Komplikationen führen.

In der Chirurgie des Mediastinums gewinnen minimal-invasive Methoden immer mehr an Bedeutung. Insbesondere Tumore in frühen Stadien werden an unserer Abteilung zum Großteil mittels Roboter-assistierter Technologie (DaVinci Operationssystem) entfernt.

Da Tumore der Speiseröhre nur in begrenzten Stadien operabel sind, kommt der Vorsorge und Früherkennung eine große Bedeutung zu. Viele Patienten mit Speiseröhrenkrebs benötigen eine so genannte multimodale Therapie, d.h. die chirurgische Entfernung des Tumors ist eingebettet in einen umfassenden Therapieansatz mit systemischer onkologischer Therapie und/oder Strahlentherapie.

Chirurgisch stellt die Entfernung der Speiseröhre eine große Herausforderung dar, da der Tumor Teile des Bauchraums, des Brustkorbs und der Halsregion befallen kann. Der vom Tumor befallene Abschnitt der Speiseröhre muss vollständig entfernt und anschließend ersetzt werden. Dies kann entweder durch ein Stück Dünndarm, Dickdarm oder manchmal auch durch Hochziehen des Magens geschehen. Letztlich kann die Operation entweder offen oder minimalinvasiv (Schlüssellochchirurgie) durchgeführt werden.

 

Das maligne Pleuramesotheliom (MPM) ist eine asbestassoziierte Erkrankung mit steigender Inzidenz und hoher Sterblichkeit. Trotz stetiger Entwicklung der Diagnose- und Therapieverfahren ist die Prognose im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen schlecht.

Die Behandlungsoptionen hängen von vielen Faktoren ab, einschließlich Stadium, Lage und Infiltration des Tumors sowie Alter und Begleiterkrankungen der Patient:innen.

In den vergangenen Jahren zeigten sich Vorteile im Überleben für Patient:innen, die unter Einbezug der Chirurgie einer multimodalen Behandlungsstrategie – vorausgehende Chemotherapie, radikale Resektion und nachfolgende Strahlentherapie – zugeführt werden.

An der Abteilung entstand in den letzten Jahren ein Pleuramesotheliom-Programm mit Schwerpunkt auf Diagnostik (video-assistierte, minimal-invasive Thorakoskopie) und radikaler Tumorresektion mittels Extrapleuraler Pneumonektomie. Hierbei wird eine en-bloc-Resektion des Rippenfells, der Lunge sowie des Zwerchfells und des Herzbeutels durchgeführt und die beiden Letzteren mit synthetischem Material rekonstruiert.

Die Abteilung ist spezialisiert auf Kombinationseingriffe von organüberschreitenden Tumoren. Bei ausgedehnten Befunden mit tumoröser Infiltration von Blutgefäßen, Wirbelsäule, Thoraxwand, Zwerchfell, Luftröhre und Speiseröhre ist in der Regel ein multidisziplinäres Vorgehen erforderlich. Oft kann bei Tumoren, die primär als inoperabel gelten, nach einer Induktionsradiochemotherapie eine kurative Resektion möglich werden. Dies erfordert ein individualiertes Vorgehen und eine individuelle, patient:innenbezogene Entscheidung.

Metastatische Absiedelungen in die Lunge sind häufig. Zu den Tumoren, die bevorzugt in die Lunge streuen, zählen Kolorektale Karzinome, Nierenzellkarzinome, Osteosarkome, Weichteilsarkome, Keimzelltumore, das Mammakarzinom und das Maligne Melanom.

Die chirurgische Entfernung von Lungenmetastasen ist heute ein allgemein akzeptiertes Konzept. Wichtig für die betroffenen Patient:innen ist es hierbei, die thoraxchirurgische Therapie in ein onkologisches Gesamtkonzept einzubetten.

Ziel einer Metastasektomie ist die Entfernung aller pulmonalen Herde bei maximalem Erhalt der Lungenfunktion.

Ziel der chirurgischen Behandlung des Lungenemphysems sind die funktionelle Verbesserung der Atemmechanik sowie die Prophylaxe und Behandlung von krankheitsspezifischen Komplikationen. Bei der Bullektomie werden einzelne große „Blasen“ (= Bullen) der Lunge selektiv reseziert. Im Rahmen der „Lung Volume Reduction Surgery“ (LVRS) werden größere überblähte Areale entfernt mit dem Ziel, die Atemmechanik insgesamt zu verbessern.

LVRS kann hierbei in geeigneten Fällen mittels minimal-invasiver Video-assistierter Chirurgie (VATS) durchgeführt werden. Darüberhinaus kommen an unserer Abteilung in enger Kooperation mit der klinischen Abteilung für Pulmologie (Programmleitung: Univ.-Prof.in Dr.in Daniela Gompelmann) auch endobronchiale Verfahren vermehrt zur Anwendung. 

In unserer Abteilung werden Patient:innen mit angeborenen/erworbenen Thoraxwand-Deformitäten behandelt. Die zwei häufigsten Varianten sind Pectus excavatum (Trichter-Brust) und Pectus carinatum (Kiel-Brust). Neben ästhetischen Gründen ist das Ziel solcher Korrekturen die Normalisierung der physiologischen Form des Brustkorbs. Dadurch können ein Fortschreiten der Deformität und in extremen Fällen Sekundärschäden am Herzen verhindert werden.

Bei Pectus-Derformitäten sind abhängig vom Alter der Patient:innen minimal-invasive und offene Korrekturen möglich. Das ideale Zeitfenster für solche Operationen besteht nach Abschluss des Wachstums (Alter: 14–18 Jahre). Eine chirurgische Korrektur ist aber auch zu einem späteren Zeitpunkt möglich (bis zum 50. Lebensjahr). Bei Erwachsenen (über 18 Jahre) oder Patient:innen mit geringer Thoraxwand-Elastizität sind minimal-invasive Korrekturen zwar technisch möglich, aber schmerzhafter als offene Operationen. Wir empfehlen daher in solchen Fälle einen modifizierten, offenen (Ravitch) Zugang. Ein weiterer Vorteil der Ravitch-Operation ist, dass Deformitäten des Rippenbogens (Costal Flaring) ebenfalls korrigiert werden können.

Seit 2013 werden an unserer Abteilung thorakale Operationen mit der dritten Generation des Da-Vinci Roboters durchgeführt. Sowohl Eingriffe des vorderen Mediastinums als auch Operationen an der Lunge werden im Rahmen dieses Programms durchgeführt.

Bei Patient:innen mit Myasthenia Gravis ist eine radikale Thymektomie (Entfernung der Thymusdrüse) häufig indiziert. Für solche Operationen ist der Roboter das perfekte chirurgische Instrument, um die komplette Drüse über nur drei kleine Hautinzisionen zu entfernen. Der Roboter kommt ebenfalls bei der Entfernung von kleinen Tumoren der Thymusdrüse (Thymome) zum Einsatz. Auch bei lungenchirurgischen Eingriffen wie z.B. der Lappenentfernung können Patient:innen von robotischen Zugängen profitieren. Durch die hohe Beweglichkeit der robotischen Instrumente ist eine präzise Präparation möglich und vor allem die Lymphknoten-Entfernung lässt sich optimal durchführen.

Die Ursache der CTEPH (chronisch thromboembolisch-pulmonale Hypertonie) ist eine Ablagerung von Blutgerinnseln in den Lungenarterien. Dadurch kommt es zu einer Druckerhöhung in der Lungenstrombahn.

Die Therapie der Wahl für Patient:innen mit CTEPH ist die chirurgische Entfernung der thrombotischen Auflagerungen. Dabei erfolgt an der Herz-Lungen-Maschine in tiefer Hypothermie eine Ausschälung des pulmonalen Gefäßbettes, im Sinne einer echten Thrombendarterektomie.

Die Ergebnisse sind in erfahrenen Zentren exzellent: In über 80 Prozent der Fälle kann eine signifikante Reduktion des pulmonalen Gefäßwiderstandes erreicht werden.

Seit 1989 ist die Lungentransplantation einer der wichtigsten klinischen und Forschungsschwerpunkte der Abteilung für Thoraxchirurgie, in der bisher mehr als 2000 Patient:innen transplantiert wurden. Heute ist das Wiener Lungentransplantationsprogramm eines der fünf größten Lungentransplantationszentren weltweit.

Die Lungentransplantation ist die einzige therapeutische Option für Lungenerkrankungen im Endstadium wie chronisch obstruktive Lungenerkrankung, idiopathische Lungenfibrose, zystische Fibrose oder idiopathische pulmonale arterielle Hypertonie. In den letzten Jahrzehnten haben bedeutende Fortschritte in der perioperativen Versorgung und in der langfristigen Nachsorge zu einer erheblichen Verbesserung der Überlebensrate und Lebensqualität geführt.

Als führendes Zentrum in diesem Bereich nutzt unsere Abteilung die modernsten Technologien und Strategien, um die bestmögliche medizinische Versorgung zu gewährleisten. So wurden in den letzten 20 Jahren verschiedene Anwendungen der extrakorporalen Membranoxygenierung in unsere klinische Routine eingeführt, wodurch unsere Behandlungsmöglichkeiten erweitert wurden. Darüber hinaus ermöglicht die kontinuierliche Entwicklung innovativer immunsuppressiver Optionen in unserem Zentrum, dass wir unseren Patient:innen die besten personalisierten Behandlungsmöglichkeiten anbieten können.

Schließlich stellt unsere Abteilung eine der treibenden wissenschaftlichen Einheiten dar. Die enge Zusammenarbeit der Forschungsteams mit einem der weltweit aktivsten klinischen Organtransplantationsprogramme bietet ein hervorragendes Umfeld für die Umsetzung neu entwickelter Strategien in die klinische Praxis.